Karl Barmettler

Porträt  vom  Heft 6

Jahr 2020

 

Karl Barmettler

1915 bis 1995

 

Portrait aus der Sammlung: „Die instrumentale Volksmusik in Unterwalden“.

Kari Barmettler „Ägerte-Kari“ mit seiner Eichhorn-Halbwiener-Orgel

Karl Barmettler wuchs in Ennetmoos auf. „Ägerte-Kari“ lebte bis zu seinem Tod auf dem Bauernhof Ägerten. Schon früh half er auf dem elterlichen Hof mit. Im Sommer ging er auf die Alp. Später übernahm er den Hof und bewirtschaftete ihn.

 

Bereits als kleiner Bub begeisterte ihn das Schwyzerörgeli. Erbrachte sich grösstenteils autodidaktisch das Spiel selber bei. Seinen ersten Auftritt hatte er 1932 als 17-Jähriger mit seinem um drei Jahre jüngeren Bruder Noldi an der Hochzeit von Walter Rengger im damaligen Gasthaus Allweg.

 

Kari spielte hauptsächlich auf seiner 75-bässigen Halbwiener-Eichhornorgel, die er sich 1934 vom selber verdienten Geld kaufte und bis zu seinem Tod spielte. Zur Abwechslung verwendete er aber auch eine zweichörige Cis-Orgel und ein Miniörgeli.

Seine Musik lebt heute vor allem im Ennetmooser Volksmusikverein weiter. Das Gründungskapital war das Kirchenopfer, das an seiner Beerdigung aufgenommen wurde. Der Verein pflegt die alten Ennetmooser-Tänze, insbesondere die von Kari. Verschiedene Notenbände sind erschienen und können bezogen werden über die Website: http://volksmusikverein-ennetmoos.ch.

Kari Barmettler werden 26 Kompositionen zugeschrieben. Die Kompositionen leben von der schlichten Einfachheit und schönen Melodik, wie sie den alten Innerschweizer Tänzen eigen sind.

Vorbilder für Kari waren: Rees Gwerder, Betschart Alois (s’PytscheWysel) aber auch Ländlermusikanten wie Köbi Buser und Hermann Lott.

 

Kari Barmettler spielte in erster Linie in seiner Formation „Ennetmooser Huismuisig“, die früher auch unter dem Namen „Huismuisig im Ägertestübli“ auftrat. Sein Bruder Noldi spielte dabei Violine, Noldi Fluri Kontrabass und Kari Schwyzerörgil. Nach Noldis frühem Tod übernahm Leo Barmettler den Geigenpart. Später kamen die beiden Hergiswiler Robert Schmidiger und Bärti Keiser mit ihren Krienser Halszithern dazu. Damit war die für die Innerschweiz sehr untypische Besetzung komplett.

 

 

 

 

EnnetmooserHuismuisig (Aufnahme von ca. 1975). Hinten v.l.: Albert Keiser, Halszither / Leo Barmettler, Geige / Arnold Flury, Bassgeige. Vorne v.l.: Robert Schmidiger, Halszither / Karl Barmettler, Schwyzerörgeli

Kari‘s Musik überzeugte vor allem mit seinem temporeichen, rhythmisch sauberen Spiel im typischen Innerschweizer Stil. Er beherrschte das Vorspielen ebenso brilliant wie auch die Akkordbegleitung. Eher selten spielte er zu den Geigenstücken von Leo eine zweite Stimme. Sein Repertoire beinhaltete Tänze in allen traditionellen Taktarten. Auch ein paar wenige Ländler-Fox hatte er im Repertoire.

 

Bei Tanzanlässen warteten Kari und seine Mitspieler vom einen zum nächsten Stück jeweils kaum den Applaus ab und sie waren auch zu später Stunde bis ins hohe Alter kaum zu bremsen. Sein Griffbrett, das - wohlverstanden - mit widerstandsfähigem Zelluloid belegt war, hatte rund um die meist gespielten Knöpfe vom vielen Gebrauch tiefe Mulden. Nicht selten jodelte er auch zu einem geeigneten „Gsätzli“.

 

Kari hatte mit seiner Ennetmooser Huismuisig von 1944 an mehrere Radio- und Fernsehauftritte. 1965 erfolgte die erste Plattenaufnahme mit den damals neuen Musikkollegen Robert Schmidiger und Bärti Keiser. 1973 kamen Plattenaufnahmen mit dem Jodlerklub „Echo vom Pilatus“ Hergiswil und1978 die Aufnahmen 40 Jahre Ennetmooser Huismuisig dazu. 1990 spielte er in der Fernsehsendung „Direkt aus Ennetmoos“ bereits mit seinen Grosskindern Andrea (Violine) und Andreas (Chlefeli).

 

Mit seiner Ennetmooser Huismuisig spielte Kari an unzähligen Anlässen aller Art. Die aussergewöhnliche Besetzung war auswärts eher noch gefragter als im Kanton Nidwalden selbst. So spielte die Huismuisig öfter im „Rietberg“ in Zürich und Kari löste dort mit seinem engagierten Spiel grosse Begeisterung aus. Oft spielte Kari auch alleine oder im Duo, z.B. beim Ennetmooser Theater oder später in Altersheimen.

 

Kari war noch mit 80 Jahren sehr rüstig und spielt noch regelmässig. Wäre er nicht durch einen Unfall auf seinem Bauernhof ums Leben gekommen, hätte er sicher noch viele Jahre mit seiner für ihn typischen auffälligen Spiellust weitermusiziert.

 

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