Theodor Blättler

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Porträt  vom  Heft 2

Jahr 2021

 

Theodor Blättler

geboren 19.12.1931

 

Portrait aus der Sammlung: „Die instrumentale Volksmusik in Unterwalden“.

 

 

Thedy Blättler rechts mit Sepp Durrer

Theodor Blättler wuchs in Allweg, Ennetmoos auf. Von 1944 bis 1954 lebte er in Küssnacht am Rigi.

Schon als kleiner Bub hat ihn die Volksmusik glücklich gemacht - und er gab keine Ruhe, bis er ein 8-bässiges Schwyzerörgeli bekam. Das Instrument kostete damals Fr. 50.--. Seine Mutter, eine „Chrampferin“, protestierte zwar heftig, weil sie keine Musikanten in ihrer Familie wollte!!
Bereits mit fünf Jahren probierte er auf dem Örgeli zu spielen, bis es irgendwie ging. Musikstunden konnte sich die Familie nicht
leisten. So spielte er drei Jahre lang und niemand merkte, dass er das Örgeli verkehrt herum in den Händen hielt. Eines Tages kam ein Arbeitskollege des Vaters, der ein guter Handorgelspieler war, zu Besuch. Der kleine Thedy wollte Döbeli Sepp natürlich seine „Künste“ vorführen. Dieser merkte sofort, dass er das Handörgeli verkehrt in den Händen hielt. Es kam dann eine harte Zeit des Umlernens, denn der Takt war bereits in der rechten Hand verankert.

1949 bekam Thedy die Gelegenheit in Goldau beim bekannten Akkordeonisten Dölf Schmidig einige Stunden auf dem Akkordeon zu lernen.

Der erste öffentliche Auftritt war am Güdelmontag 1945 im Rest. „Isebähnli“ in Goldau. Da durfte er einspringen, denn der Akkordeonist der engagierten Formation hatte am Vortag einen Unfall erlitten. Natürlich hatte er als erst 14-Jähriger grosse Bedenken. Es klappte aber bestens. Er spielte damals mit Ferdy Flüeler, Klarinettist aus Küssnacht a.Rigi und Xaver Zurmühle aus Weggis am Kontrabass. Es waren zum Glück verständnisvolle ältere Kameraden.

1948 gründete er die „Küssnachter-Tanzkapelle“ mit Max Sidler, Klarinette, Walter Wyss, Zugposaune, Turi Meier Kontrabass, Max Seiler sen. Pianist aus Luzern und ihm selbst an der Handorgel.

Seit 1950 spielte er unter dem Namen „Kapelle Thedy Blättler“. Daneben half er oft bei anderen bekannten Kapellen aus, wie: Alpengruss Frutigen / Heiri Meier sen., Siebnen usw.

Grossformation (Thedy zweiter von rechts)

Nebst urchiger Ländlermusik spielte er ab 1950 ein breites Repertoire an Unterhaltungsmusik, mit den damals neuesten Schlagermelodien, Tangos sowie Wiener- und Heimatlieder.

Thedy bevorzugte den Innerschweizer-, Illgauer- und Berner-Stil, konzertante Musik, Stimmungsmusik usw. Seine musikalischen Vorbilder waren der Engelberger Franz Feierabend sen. und Hugo Bigi aus Lachen.

Obwohl er später in Wädenswil wohnte, blieb er im Herzen ein Ennetmooser, der sehr an seiner alten Heimat hing.

 

Er spielte oft an Kilbianlässen, Älplerchilbenen und Vereinsabenden. Einige Monate trat er im ehemals sehr bekannten „Gotthardloch“ in Luzern auf.1958 spielte er an der SAFFA (Schweiz. Ausstellung für Frauenarbeit) in Zürich während fast drei Monaten.Später konnte er oft für die damalige SWISSAIR in Kuwait, Bahrain, Ryad und in verschieden Städten der USA und Kanada auftreten.

Thedy Blätter engagierte sich mit seiner Musik auch für wohltätige Zwecke, so am 17. Januar 1969 beim ersten grossen Konzert für die Aktion „Denk an mich“- Ferien für behinderte Kinder vom Radiostudio Basel.

Thedy Blättler ergriff dann den Beruf des Gastwirts und organisierte 1960 in seinem Gasthaus „Neumühle“ in Wollerau ob Samstagern sein erstes Musikantentreffen. Dass dabei 128 Musikanten anwesend waren, auch solche mit grossem Namen wie Jost Ribary, Albert Hagen, Heiri Meier sen., Sepp Boschi, Hans Frei und die Formation Aregger-Roos, zeigt wie stark Thedy Blätter in der Szene bekannt und beliebt war.

Es folgten dann herrliche Konzerte mit den damals bekannten Künstlern „Bobby Zaugg-Lidya Sprecher und während 25 Jahren viele Wochenend-Konzerte in seinem Gasthaus zusammen mit den bekanntesten Kapellen aus der Volksmusikszene im Innerschweizer Stil.

 

Es gibt von der Ländlerkapelle Thedy Blättler mit dem Klarinettisten Leo Kälin aus Obfelden auch Radioaufnahmen von 1956/57. In den 50er-Jahren wurden Aufnahmen gemacht unter HD Blättler-Waser mit Ernst Leuenberger am Bass und der Jodlerin Vreneli Schwarz aus Meggen. Eine Fernsehsendung mit Wysel Gyr existiert ebenfalls noch von ca. 1970 aus Au-Wädenswil, der damaligen jahrzehntelangen Hochburg der Schweizer- Volkmusik, mit der Kapelle Thedy Blätter und dem Handorgelduo Blättler-Schnetzer.

Seine nachhaltigsten Spuren hat er von 1960 bis in die 80er-Jahre im legendären Volksmusik-Lokal Schützenhaus in Wädenswil hinterlassen. Einige beliebte und erfolgreiche Kompositionenwie: De Nachtschwärmer oder Freundschaftsgrussvon Thedy sind bei der Suisa seit 1949 gemeldet. Dani Häusler hat im Rahmen von SRF-Fiirabigmusig Thedy zu Hause in Wädenswil besucht.

 

Am 1. Okt. 1983 verkaufte er seinen Betrieb und im Januar 2017 hatte er seinen letzten öffentlichen Auftritt im Altersheim Dübendorf. Dort spielte er über 25 Jahre lang mehrmals im Jahr. Bei diesem Abschiedskonzert flossen offenbar beidseitig Tränen, weil Thedy genau wusste, was die ältere Generation am liebsten hört. Er spielte in angepasster Lautstärke ein einfaches Repertoire mit vielen Liedern zum Mitsingen. Seine umgängliche und liebevolle Art hat ihm bei seinen beruflichen Tätigkeiten als Wirt, Musikant und Veranstalter geholfen und diese hat er bis heute auch im privaten Bereich ausgezeichnet behalten.

 

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