Oskar della Torre

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Porträt  vom  Heft 1

Jahr 2021

 

Oskar della Torre

1925 bis 2005

 

Portrait aus der Sammlung: „Die instrumentale Volksmusik in Unterwalden“.

Die Musik wurde den della Torres in die Wiege gelegt. Der aus Italien stammende Grossvater von Oski spielte hobbymässig Trompete, sein Vater Josef in jungen Jahren auf dem Schwyzerörgeli zusammen mit verschiedenen Sachsler Musikanten. Die bekannteste Komposition von Josef ist die Polka: «Uf der Älggi-Alp» (ein Evergreen in der Schweizer Volksmusik). 

Oski erlebte mit seinen drei Brüdern eine schöne, aber karge Jugendzeit. Die Jugendjahre waren geprägt von Schule, Musik und Gesang. Hans spielte auf Vaters Schwyzerörgeli und Oski probierte zuerst auf einem Lederriemen oder entlockte der Stubentüre einige «Basstöne». Später lernte er autodidaktisch auf einer alten Bassgeige einige Griffe. Sein Bruder Hans, der selber auch Bass spielte, gab ihm einige Tipps. Oski entwickelte sich zu einem hervorragenden Bassgeiger mit einem feinen Gespür für die schwierigsten Harmonien, er war tempo- und rhythmussicher und verfügte über eine ausgezeichnete Griff- und Bogentechnik. So wurde er ein gesuchter Bassist.

Schon bald hatte sich herumgesprochen, dass bei „Dellis“ am Sonntag meistens Chilbi war. Auch unter der Woche musizierten die drei Brüder Hans, Oski und Paul mit ihrem Vater meistens jeden Abend.

Der erste öffentliche Auftritt von Vater Josef, Hans und Oski im Trio als Familienkapelle fand Ende April 1940 im Restaurant Rössli in Sachseln statt. Unter dem Namen Dellä-Buebe spielten sie damals für eine Gage von 5 Franken. Bei einigen Tänzen half auch der kleine Bruder Paul auf der Klarinette mit. Paul starb leider 1944 an einer Hirnhautentzündung im Alter von 16 Jahren.

Schon in jungen Jahren spielten Hans und Oski sehr erfolgreich an Ländler-Wettspielen. Mehr als einmal belegten sie erste Ränge (Hans als Solist, sowie Hans und Oski im Duett) und sie durften kranzgeschmückt den Heimweg antreten. Teilweise spielten sie mit anderen Formationen, z.B. mit der ebenfalls von Erfolg gekrönten Kapelle Remigi Blättler. Vater Josef war natürlich sehr stolz auf seine Söhne. In den Jugendjahren spielten Hans und Oski mit vielen Sachsler Musikanten. In dieser Zeit wurden sie auch oft für die Begleitung von Trachtengruppen engagiert. Oski war auch einige Jahre Tanzleiter bei den Trachtengruppen Sachseln und Lungern.

1943 begleiteten Oski und Hans musikalisch einige Lieder im Theaterstück in Lungern. «Lehn-Schueni» spielte dort die Hauptrolle und sang ein wunderschönes Lied. Oski pflegte dieses Lied weiter und sang es immer wieder an Auftritten. Später erlangte dieses Lied unter dem Titel «Dr Schacher Seppli», mit Ruedi Rymann als Sänger, schweizweit grossen Erfolg. Es ist Oski und Hans della Torre zu verdanken, dass dieses Lied nicht verloren gegangen ist.

1947 erfolgten die ersten Plattenaufnahmen mit der Kapelle Remigi Blättler, viele weitere folgten, vor allem mit dem Handorgelduett della Torre und der Kapelle Hans della Torre.

Dank seinem Können und seiner sympathischen Art durfte Oski mit sehr vielen bekannten Musikanten auftreten: Allen voran mit seinem Bruder Hans (die beiden musizierten über 60 Jahre zusammen), dem Vater Josef, dem Bruder Paul, Walti Blättler, Remigi Blättler, Mathias Omlin, Kaspar Muther, Jost Ribary, Hans Kuster, Franz und Josef Feierabend, Franz Nauer, Edi Gasser, Paul Omlin, Walter Grob, Chrigel Boss, Franz Feierabend, Heiri Meier, Hermann Lott, Ernst Leuenberger, Alois Schilliger, Fridel Horat, Josef Gmür, Ernst Abächerli, Sepp Bucheli, Sepp Gmür, Ruedi Rymann, Werner Lustenberger, Peter Steudler, Fritz Gasser, Willi Valotti, Tony Roos, Niklaus Anderhalden, Sepp Omlin, Carlo Brunner, Martin Nauer, Fritz Dünner, Seppi Vogel, Hans Fischer, Köbi Buser, Chaschbi Gander, Sepp Hammer, Gebrüder Gerig, Edy Wallimann, Betschart-Rogenmoser und vielen mehr. 

 

Oski und Hans in gemütlicher Runde in der Rose Kerns

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1951 fand die entscheidende Begegnung zwischen Hans della Torre und Sepp Bucheli statt und sie gründeten darauf das bekannte Handorgelduett della Torre-Bucheli, wo Oski den Bass und Ernst Abächerli Klavier spielte. Diese Formation prägte während fast 20 Jahren die Schweizer Ländlerszene und durfte auch zweimal die sehr begehrte «California-Trophäe» vom Spirgarten in Zürich entgegennehmen.

 

Das legendäre Handorgelduett Bucheli-della Torre.

Von links: Hans und Oski della Torre, Sepp Bucheli und Ernst Abächerli.

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Hans gründete 1968 die Kapelle Hans della Torre mit Peter Steudler (Klarinette und Saxophon), Hans (Handorgel), Oski (Bass) und Ernst Abächerli (Klavier). Später zogen sich Hans (sein Nachfolger Fritz Gasser) und Oski (sein Nachfolger Oski jun.) altershalber aus der Formation zurück.

Oski am Bass bei der Kapelle Hans della Torre mit dem damals jungen Bläser Peter Steudler. Am Klavier Ernst Abächerli, an der Handorgel Hans della Torre.

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Nach der Volksschule arbeitete Oski im Winter in einer Schreinerei und im Sommer ging er auf die Alp. Er war ein leidenschaftlicher Älpler, deshalb war es für ihn klar, dass er, als er pensioniert war, wieder z‘Alp ging.

1950 heiratete Oski Anna Omlin und im gleichen Jahr übernahmen sie und Hans das Hotel/Restaurant Gotthard in Goldau. Es wurde sehr viel musiziert und bekannte Koryphäen der Ländlermusik waren gern gesehene Gäste. Der Gotthard war Treffpunkt der Ländlermusik. Anni führte vor allem das Hotel, Restaurant und den Haushalt. Hans und Oski legten überall Hand an und sobald genug Gäste anwesend waren wurden die Musikinstrumente hervorgeholt.

Anni und Oski wurden stolze Eltern der Zwillinge Fredy und Paul, sowie von Rolf, Oskijuniorund Anna. Die Kinder erbten die Musikgene der della Torres. Sie lernten ein Instrument und sind teils heute noch in verschiedenen Formationen tätig: Fredy (Tenorhorn), Paul (Trompete und Waldhorn), Rolf (Klarinette), Oski jun. (spielt auf dem Bass seines Vaters). Auch einige von Oskis Grosskindern sind musikalisch und aktive Musikanten.

1957 wirteten sie zwei Jahre im Restaurant Bavaria in Luzern. 1959 übernahmen Oski und Anni die Rose in Kerns. Die Rose galt als unverkäuflich. Anni und Oski überzeugten Frau Bucher durch ihre seriöse Arbeit und konnten so im Jahre 1962 die Rose kaufen. Beide fühlten sich hier sehr bald wohl: Oski als Wirt und Mitglied der Harmoniemusik und der Feuerwehr, Anni als umtriebige Wirtin und Familienfrau. So legten sie den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der Rose Kerns. Oski arbeitete unter der Woche noch bei Holzbau Bucher und am Sonntag warf er sich in Schale und bediente die Gäste.

Schnell wurde die Rose bekannt für konzertante Ländlermusik und die Wirtsleute durften im Verlaufe der Jahre viele bekannte Formationen und Musikanten begrüssen. Die Rose wurde zur Hochburg der Ländlermusik.

Ab1979 übernahmen Bethli und Rolf della Torre das Gasthaus. Seit 2019 führen Barbara und Bruno della Torre die Rose bereits in dritter Generation weiter.

Am 24. September 1963 wurde im Schlüssel in Sachseln die Vereinigung Schweizerischer Volksmusikfreunde gegründet. Unter den Gründungsmitgliedern war auch Oskar della Torre. Er wurde später, dank seiner grossen Verdienste um die Schweizer Volksmusik, zum Ehrenmitglied ernannt.

Oski spielte besonders gerne Märsche, weil im zweiten Teil oft ein Solo verlangt wird. Zudem mochte er die konzertante Ländlermusik im Innerschweizer Stil.

Das grosse musikalische Vorbild von Oski war der bekannte Kaiser Kari (1906-1987). Kari war bekannt dafür, dass er mit dem ganzen Körper spielte, fidelte und zupfte, was die Bassgeige hergab. Staunend vergassen die Gäste oft sogar das Tanzen. Auch Oski gab gerne ab und zu beim Spielen eine Showeinlage mit seiner geliebten Bassgeige, die er sogar bestieg, wenn das Stück „Filipinä“ gespielt wurde.

Er trat vor allem an Wettspielen, Stubeten, Chilbenen, Ländler- und Musikantentreffen, Konzerten und an der Fasnacht auf. Auch im Radio und Fernsehen war Oski begehrt z.B. in „Für Stadt und Land“ und „Öisi Musig“ war sogardreimal in der Rose zu Gast.Seine Musik gefiel im In- und Ausland und brachten ihn nach Japan, Amerika, Deutschland, Frankreich, Holland und England.

Wann Oski seinen letzten Auftritt hatte, lässt sich nicht genau eruieren. Er spielte auch als Pensionär noch ab und zu in der Rose, vor allem bei den legendären della-Torre-Familien-Events.

 

 

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