Dass der Giesslibach am Montagmorgen  22. August 2005, noch in der Nacht, über die Ufer treten würde, damit rechnete niemand. An der Herbstgemeindeversammlung vom 27. Nov. 1987 bewilligte die Gemeindeversammlung den Kredit für die Erstellung eines Geschiebesammlers mit einem Kredit von Fr. 245'000.--. Das projektierte Fassungsvermögens des Geschiebesammler war auf ca. 600 - 800 m3 dimensioniert. Seit der Realisierung des Geschiebesammlers war darum vom Giesslibach, auch bei grösseren Gewittern, nie eine Gefahr ausgegangen und es war im Sammler nur geringes Geschiebe "anzutreffen".

Zur Geschichte

Der Giesslibach (oft auch Diesselbach) genannt) entwässert das Gebiet von Obbürgen in südwestlicher Richtung. Das Einzugsgebiet liegt im Starkregenstreifen des schweizerischen Voralpengebietes, das durch seine heftigen Gewitter gekennzeichnet ist. Es handelt sicht dabei um Starkregen von hoher Intensität und verhältnismässig kurzer Dauer (bis 1 Std.). Diese Ereignisse sind es, die zu gefährlichen Hochwasserabflüssen - insbesonders in kleinen Einzugsgebieten - führen können.

 

Frühere Hochwasserereignisse

Vor 1900 ereigneten sich mehrmals grössere Überschwemmungen, vor allem im Zusammenhang mit der Engelberger Aa und dem Ansteigen des Vierwaldstätterseespiegels. Seither sind die folgenden Hochwasserereignisse am Giesslibach beobachtet worden:

 

14./15.6. 1910

Überschwemmung des ganzen Stanserbodens bis Stansstad infolge Dammbruch der Engelberger Aa. Über 2 Wochen andauernde Überschwemmung der Seeufergemeinden, u. a. Stansstad, infolge sehr stark angestiegenem Seespiegel (435.25 m.ü.M) Das Verhalten des Giesslibaches ist nicht speziell erwähnt. >> 135 mm Niederschlag am 14. Juni 1910 in Stans gemessen.

 

9.7.1925

Überschwemmung (mit Geschiebeablagerung?)  >> 120 mm am 9. Juni in Stans gemessen

 

9./10.9.1934

Überschwemmung mit Geschiebeablagerung im Unterlauf in der sogenannten "Bachdohle", und im Mülibach. Die Schätzung über die abgelagerte Geschiebemenge gehen weit auseinander: 500 - 1500 m3

Herkunft des Geschiebes: Rutschungen im Gebiet Seewli und Bellevue Obbürgen. >> 96 mm am 9. September in Stans gemessen.

 

Hier 3 Fotos >> für eine grössere Ansicht von Bild 1 + 3 zu erhalten, klicke man auf das Bild

Blick vom Hotel Schützenhaus auf den Giesslibach. Man beachte auch das abgelagerte Geschiebe auf der anderen Bachseite im Bild oben rechts.

Aufgenommen 10.9.1934

Vergrösserter Bildausschnitt vom Bild oben.

Offenbar wurde versucht mit Brettern den Giesslibach wieder in sein Bachbett zu leiten

Blick vom Hotel Schützenhaus auf den randvollen Kanal des Mülibaches. (Fliessrichtung von rechts nach links)

 

Aufgenommen am 10.9.1934

21.8.1954

Überschwemmung- (mit Geschiebeablagerung?) >> 84 mm am 21. August in Stans, 101 mm auf dem Bürgenstock gemessen.

 

27./28.7.1955

Geschiebeablagerung im Mülibach. Menge unbekannt. Durch rechtzeitigen Einsatz eines Baggers konnte die drohende Überflutungsgefahr infolge Rückstau des Mülibaches abgewendet werden.

Geschiebeherkunft: Zur Hauptsache aus dem Unterlauf. Geschiebe, das bei frühren Unwettern in sog. "Bachdohle" abgelagert um ca. 1 m gehoben. Es wurde durch das Hochwasser in den Mühlibach verfrachtet.  >> 98 mm am 27.7. (143 mm am 27.+28.7.) auf dem Bürgenstock gemessen.

 

20.6.1970

Geschiebeablagerung im Unterlauf sowie im Mülibach. Geschiebemenge konnte nicht ermittelt werden. Überschwemmung und Rückstau des Mülibaches und hohen Stand des Seespiegels. (Dorfplatz Stansstad unter Wasser) >> 78 mm am 19.6. (95 mm am 19+20.6.) auf dem Bürgenstock gemessen.

Nachfolgend 3 Fotos aufgenommen von Ignaz Arpagaus Stansstad um den 29. Juni 1970

Am Mühlibach hinter dem Hotel Schützenhaus wird das Geschiebe vom Giesslibach aus dem Bach genommen
 

Einige Kubikmeter Geschiebe mussten abgeführt werden

Nach diesem Hochwasser wurde ein weiterer Anlauf zur Sanierung des Giesslibaches unternommen. Diese wurde aber aus verschiedenen Gründen nicht ausgeführt. Erst mit den Überbauungsplänen der Parzelle 96 (linkes Ufer) im Jahre 1978 wurde das Thema wieder neu aufgegriffen. Ein Sanierungsvorschlag der mit hohen Investitions- und Unterhaltskosten rechnete wurde nicht ausgeführt, da dieser durch die Anstösser hätte realisiert werden sollen.

 

Erst mit dem durch die Gemeinde im Jahre 1987 bewilligte Projekt konnte der heutige Geschiebesammler realisiert werden.

22.8.2005

Heftige, lang andauernde Niederschläge in der Zentralschweiz bringen Bäche Flüsse und Seen zum Überlaufen.

 zu den Niederschlagsmengen 2005 

Der Sammler des Giesslibaches in der Zielmatte mit einem Fassungsvermögen von ca. 800 m3 war innert kürzester Zeit mit Geschiebe gefüllt.

Hier der Bericht von Martin Zemp der als Feuerwehrmann als Beobachter vor Ort war:   >> Bericht Zemp <<

Das Geschiebe stammt aus Obbürgen insbesonders wurde auch ein Teil der Bürgenstockstrasse oberhalb der Bellevuekurfe mit nach Stansstad "befördert". Der Grund ist wahrscheinlich der kurze eingedolte Teil des Giesslibaches, der die Wassermassen nicht mehr aufzunehmen vermochte oder durch Geschiebe verstopft war.  >> siehe Bilder <<

Gemäss Feuerwehrkommandant Beat Plüss wurden insgesamt 1'750 m3 Geschiebe, also weit mehr als das doppelte was der Sammler fasst, abgeführt!!

Hier 3 Bilder die zeigen wie das Geschiebe den hinteren Teil der Zielmatte regelrecht überschwemmte.

 >> zu allen Bildern <<