Otto Anderhalden

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Das Handorgelduett Anderhalden/von Flüe aus Sachseln mit Beppi von Flüe, Klavierspieler unbekannt, sowie Niklaus Anderhalden und Otto Anderhalden

Porträt  vom  Heft 5  Jahr 2021

 

Otto Anderhalden

(1937 –2003)

Portrait aus der Sammlung: „Die instrumentale Volksmusik in Unterwalden“.

Otti wuchs in einer volkstümlichen Familie im Weiler Edisried auf dem Bauernheimet Turmattliin Sachseln auf. Hier gründete er sein eigenes Transportunternehmen, welches er bis zu seinem Tod betrieben hat.

 

Sein Vater spielte für den Hausgebrauch Schwyzerörgeli. Seine Schwester war eine begabte Jodlerin und Bruder Glais Handorgelspieler im bekannten Handorgelduett Anderhalden-von Flüe. Bruder Karl war Jodler und dirigierte einige Jahre den Jodlerklub Melchtal und war auch ein versierter Klavierbegleiter in der Ländlermusik. Otti selber hatte ein angeborenes Musiktalent und begeisterte sich in dieser Umgebung automatisch für die Ländlermusik.

Mit ca. 13 Jahren ermunterte ihn sein 16 Jahre älterer Bruder Niklaus Bassgeige zu spielen. Autodidaktisch machte sich Otti ans Werk und konnte bereits ein Jahr später seinen ersten Auftritt in Sachseln zusammen mit seinem Bruder Glais und Mathias Omlin bestreiten. Mit 16 Jahren begann er im Eigenstudium auf dem Schwyzerörgeli zu spielen.

1951 trat er erstmals mit dem Handorgelduett Anderhalden-Omlin als Bassgeiger vor Publikum auf. Sein letzter Auftritt war mit dem Schwyzerörgeliduo Anderhalden-Rohrer kurz vor seinem Tod im Jahre 2003 im Hotel Langis auf dem Glaubenberg.

Das Schwyzerörgeliduo Anderhalden/Rohrer mit Klaus Rohrer, Hermi Michel, Ernst Abächerli und Otti Anderhalden veröffentlichte zum 35-Jahr-Jubiläum eine CD.

1971 gründete Otti seine eigene Kapelle, das Schwyzerörgeliduett Anderhalden-Rohrer. Er spielte zusammen mit Glais Rohrer, seinem ehemaligen Schwyzerörgelischüler. Am Bass spielte die ersten Jahre Alois Flück von der Schwändi. 1975 wurde Alois von Hans Enz aus Giswil abgelöst. Ab 1979 stiess dann Toni Amrein aus Kriens als Bassist und Klarinettenspieler zur Formation. 2001 verstarb dann leider Toni. Die letzten Jahre begleitete Hermann Michel aus Kerns, das Schwyzerörgeliduo. Spass und Humor gehörten neben gepflegter Musik immer auch zu den Auftritten der Formation Anderhalden-Rohrer.

Den Kontrabass spielte er ebenfalls im Handorgelduett Anderhalden-von Flüe, Sachseln. Neben seinem Bruder Niklaus spielte Sepp von Flüe, Sachseln, an der Handorgel. Mit dieser Formation wurden auch Tonträger aufgenommen.

Das Handorgelduett Zumstein/Anderhalden mit Franz Zumstein, Marco und Otti Anderhalden

Während 12 Jahren war Otti für das Bassspiel in der Kapelle Sepp Bucheli-Bärti Krummenacher zuständig. In diesem Handorgelduett, das 1977 gegründet wurde, spielte am Klavier Sepp Röösli aus Gersau mit.

 

Neben seinen Stammformationen war Otti aber oft auch als geschätzter Aushilfsbassist anzutreffen. So neben vielen anderen, etwa mit dem Handorgelduo Wanderon-Schenk, mit Kobi Buser oder in der Kapelle von Lorenz Giovanelli.

 

Musikalische Vorbilder waren für Otti der Schwyzerörgeler Josef della Torre, das Handorgel- und Schwyzerörgeliduett Betschart-Rogenmoser, oder das Handorgelduo Gebr. Baumgartner. Als Kontrabassspieler gefielen ihm das Spiel von Franz Gisler und Köbi Schiess besonders.

 

Otti spielte und komponierte einfache und tragende Melodien im Innerschweizer-Stil. Er selber nannte diese Art Musik «Seelenmusik».Über 100 Kompositionen zeugen von seinem kompositorischen Schaffen. Es wurden auch Melodien eigens für Blasmusik arrangiert. Der Arnigrat-Jodel, das Stöpfenalp-Jodellied oder der Geissenalp-Jodel zeigen, dass er auch im Gesangsbereich komponierte. Weil Otti selber keine Musiknoten lesen und schreiben konnte, brachte sein Musikkollege Edy Wallimann die Melodien auf Papier.

 

Auf verschiedenen Tonträgern ist Otti Anderhalden als Bassgeigen-undSchwyzerörgelispielerzu hören.Als Tonbeispiele können die Titel: Für e Ätti und Häbobsi Ruedi, beides Kompositionen von Otti, aufgeschaltet werden. Auch Fernsehauftritte bei der Gala für Stadt und Land können im Internet nachgeschaut werden.

 

Am liebsten spielte Otti überall, wo seine Musik geschätzt und aufmerksam genossen wurde. Das waren Konzerte und Auftritte an Geburtstage usw.Besonders stolz war er auf seine Auftritte an den damals bekannten und beliebten Ländlertreffen von Beckenried, Brunnen, Muotathal, Diablerets usw. Dabei war ihm nicht nur der Auftritt wichtig, auch das Zusammentreffen mit lieben Musikkammeraden genoss Otti sehr.

 

Besondere Freude erfüllte Otti, als er ab 1984 zusammen mit seinem Sohn Marco im Handorgelduo Zumstein-Anderhalden als Bassist auftreten durfte. Neben Marco spielte Franz Zumstein von Stalden in dieser Formation mit. 1995 wurde dieses Handorgelduo aufgelöst.

Otti war der Gründer des Obwaldner Ländlermusiktreffens, das jeweils in Sachseln und später in Sarnen während zwanzig Jahren unter seiner Federführung stattfand. Dieses Treffen war wohl das Erste seiner Art, das über eine Drehbühne verfügte. An jedem Treffen wurde ein verstorbener Volksmusikant geehrt und jedem Teilnehmer eine Wappenscheibe mit dem Portrait des Geehrten abgegeben. Mit der gemessenen Lautstärke des Applauses wurde jeweils ein Publikumsliebling auserkoren und ein Wanderpreis abgegeben.Später wurde das Treffen zum ZentralschweizerischenLändlermusiktreffen umbenannt und das bestehende OK mit VSV Mitgliedern ergänzt.

 

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